Sieben Ratschläge, die das Studium erfolgreicher machen

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Was muss ich tun, um erfolgreich im Studium zu sein? Wie bekomme ich nach meinem Abschluss einen guten Job? Womit muss ich schon jetzt anfangen, um nach dem Studium zu profitieren? Solche und ähnliche Fragen stellen uns Professoren Studierende gerade in den ersten Semestern immer wieder. All diese Fragen sind berechtigt, doch eindeutige, allgemeingültige und schnelle Antworten gibt es nicht. Genauso wie jeder Einzelne „Erfolg“ individuell definiert, bedeutet auch „ein guter Job“ für jeden etwas anderes.

Seit einiger Zeit befrage ich meine Studierenden am Ende des Studiums, was sie Studienanfängern im Rückblick auf ihr absolviertes Studium raten würden: Was würden sie genauso wieder tun? Was anders? Welche Tipps und Tricks haben sie parat? Diese Ratschläge sind – auf den ersten Blick sicherlich ein wenig erstaunlich – in den seltensten Fällen Tipps zu Fächerbelegungen oder Studienschwerpunkten. In den meisten Fällen sind es eher „Weisheiten“ und Hinweise, die das Studium (und das Leben abseits des Campus) wertvoller machen.

Im Folgenden möchte ich Ihnen die sieben besten dieser Studierenden-Ratschläge vorstellen – angereichert mit meinen eigenen Erfahrungen.

Leidenschaft ist alles

Warren Buffett, Steve Jobs und andere Größen unserer Zeit sind und waren der festen Überzeugung: Es führt nur das zum Erfolg, was mit Leidenschaft angepackt und realisiert wird. Etwas, das keinen Spaß macht und keine Erfüllung bringt, wird weder von Erfolg gekrönt sein noch glücklich machen. Steve Jobs‘ Aussage in seiner Rede im Jahr 2005 an der Stanford University verdeutlicht das eindrucksvoll: „The only way to succeed is to love what you do. Keep looking, don‘t settle“.

In diesem Zusammenhang hören wir von Studierenden oftmals folgenden Hinweis: „Ich bin froh, dass ich dieses Praktikum, dieses Modul oder dieses Wahlfach belegt habe. Jetzt weiß ich wenigstens, was mir keinen Spaß macht und was ich nicht tun möchte“. Ich empfehle, gerade die Zeit zu Beginn einer Hochschulausbildung dazu zu nutzen, verschiedene Strömungen einer Fachrichtung auszuprobieren und so seine Leidenschaft zu finden.

No risk – no fun – no success

Sich etwas zuzutrauen ist nicht einfach – gerade am Anfang des Studiums: Kann ich die Projektarbeit im jetzigen Stadium meines Studiums schon mit sehr gut abschließen? Bin ich für dieses Praktikum überhaupt geeignet? Habe ich für dieses Auslandssemester ausreichende Fremdsprachenkenntnisse?

Natalie Portman, amerikanische Schauspielerin, Oscar-Preisträgerin und Harvard-Absolventin, äußerte sich dazu, als sie im Mai 2015 als Gastrednerin an ihrer ehemaligen Universität sprach. Ihr Credo: Begreift Eure Unerfahrenheit als Chance. Nicht im Sinne von: unkalkulierbare Risiken eingehen, aber: durch die Bereitschaft, eigene Grenzen zu überschreiten, Wagnisse anzunehmen und damit zum Erfolg zu gelangen.

An ihrem eigenen Beispiel der Hauptrolle in „Black Swan“, für die Natalie Portman den Oscar bekam, konkretisierte sie: „Wenn ich gewusst hätte, wie jämmerlich unvorbereitet ich für die Ballettszenen im Film war, hätte ich die Rolle nie übernommen. Aber dieses Wagnis führte zu einem der größten professionellen und persönlichen Erfolge meines Lebens.“

Setze ab und zu auf die 80/20-Regel

Klar ist, dass ein erfolgreiches Studium auch durch gute und sehr gute Noten definiert wird. Die Noten spiegeln (mal mehr, mal weniger) das erlernte Fachwissen und dessen Anwendung in einer Prüfungssituation wider. Das ist auch gut so.

Aber bei der Vorbereitung auf Klausuren und entsprechender Notenerlangung verweisen Studierende immer wieder auf die 80/20-Regel. Diese sogenannte Pareto-Regel besagt, dass etwa 80 Prozent eines Resultats auf 20 Prozent des Aufwands zurückgeführt werden können. Jedes weitere Prozent ist dann nur mit ungleich mehr Aufwand zu erzielen (abnehmender Grenzertrag).

Die Studierenden beobachten oft bei sich, dass sie sich mit zwanzig Prozent ihres Lernaufwands bereits 80 Prozent ihres Fachwissens aneignen können. Um die restlichen zwanzig Prozent zu erreichen, müssen sie sich „die Nächte um die Ohren schlagen“ – was sie im Nachhinein so meistens nicht mehr realisieren würden.

Schwimm gegen den Strom

Zu Beginn eines Studiums hören wir Dozenten häufig die Aussage: „Das machen alle meine Kommilitonen aber auch so“. Und so bewerben sich beispielsweise viele Studierende auf die gleichen Praktika-Angebote oder für die gleichen ausländischen Partnerhochschulen. Oft berichten aber gerade Studierende, die einen anderen Weg gewählt haben – zum Beispiel ein Praktikum bei einem vermeintlich unattraktiven Arbeitgeber oder in einem nicht traditionell beliebten Austauschland –, von den tollsten Erlebnissen und Erfahrungen.

Andere erleben so etwas aufgrund ihrer „Mainstream“-Aktivitäten nicht. Hier kann nur geraten werden: Trauen Sie sich ans Exotische!

Dieser Ratschlag gilt auch für einzelne Vorlesungen oder Seminare: Nichts ist langweiliger als eine Vorlesung und Fallstudien-Diskussion, bei der der Dozent und alle Studierenden einer Meinung sind. Kontrovers geführte Diskussionen und „exotische“ Meinungen bringen hingegen oft einen Mehrwert für alle und befördern andere, vielleicht auf den ersten Blick unrealistische, aber im zweiten Schritt innovativere und sehr wohl realistische Vorschläge und Ideen zu Tage.

Fragen Sie in diesem Zusammenhang lieber einmal mehr „Wieso, weshalb, warum?“, wenn Sie Thesen und Ansichten nicht verstehen oder einer anderen Meinung sind. Neugierde und Exotik zahlen sich aus! Tiefer zu bohren befördert neues Wissen und neue Erkenntnisse.

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Have a break

Ein oft gehörter Satz von Studierenden ist: „Gestern Nacht habe ich die letzte Präsentation für dieses Semester fertiggestellt. Wenn ich sie morgen gehalten habe, würde ich gerne übermorgen bei Ihnen mit der Abschlussarbeit beginnen.“ Zunächst werden damit natürlich großer studentischer Ehrgeiz und große Disziplin sichtbar – das ist bemerkenswert und positiv.

Doch auf der anderen Seite verhindern wir es mit einer derartigen Einstellung, Gedanken zwischen Projekten zu sortieren, neue Energie zu tanken und zu entspannen. Und dies sind die entscheidenden Voraussetzungen, ein neues Vorhaben erfolgreich zu realisieren. Daher der Ratschlag: Eine richtig gute Planung unterschiedlicher (studentischer) Projekte beinhaltet auch Zeiten für Urlaub, Muße und vermeintliches Nichtstun.

Work hard, party hard

Ganz klar: Ein erfolgreiches Studium ist mit viel Anstrengung, Fleiß und Arbeit verbunden. Das Vorhaben kann wie ein riesiger Berg wirken, den man vermeintlich nie ganz bezwingen kann. Harte Arbeit ist ein Teil des Erfolges; ein anderer sind Netzwerke, die Sie während des Studiums knüpfen. Das können im beruflichen Kontext Kontakte für ein Praktikum, ein interessantes Projekt oder den direkten Jobeinstieg nach dem Studium sein.

Und diese Kontakte finden sich auch außerhalb der Hörsäle: Viele Studierende berichten von Mentoren oder Unterstützern, die sie auf Praxisvorträgen, studentischen Austauschabenden mit Unternehmen oder bei Studentenparties kennengelernt haben; ganz nach dem Motto: „Work hard, party hard“. Mentoren können ihnen wiederum ihr Netzwerk zur Verfügung stellen und bieten hervorragende Austausch- und Lernmöglichkeiten.

Weltoffenheit verwirklichen

Offenheit hat viele Aspekte. Diejenigen, die uns Studierende oft schildern, sind Offenheit gegenüber anderen Kulturen und Offenheit gegenüber anderen Meinungen und Auffassungen. Erlebbar ist dies zum Beispiel im täglichen Studentenleben im Hörsaal, bei (internationalen) Gruppenarbeiten und insbesondere auch während der studentischen Auslandsaufenthalte. Es ist erstaunlich, wie im Laufe des Studiums Studierende gezielt andere Perspektiven, Denksätze und Standpunkte gleichwertig neben ihrer eigenen Meinung akzeptieren und versuchen, aus allen Gesichtspunkten einen Mehrwert zu generieren.

Das wird besonders dann deutlich, wenn viele Studierende unterschiedlicher Nationalitäten an einer Vorlesung teilnehmen oder Studierende aus ihrem Auslandssemester zurück an die MBS kommen. So entsteht nicht nur ein Plus im Ergebnis, sondern interkulturelle Handlungskompetenz für jeden Einzelnen. Das viel gehörte Resümee von Studierenden lautet daher: „Der Kontakt zu vielen Nationalitäten und Kulturen hat mich während meines Studiums nachhaltig positiv beeinflusst. Das würde ich genauso wieder machen oder sogar intensivieren.“

Haben Sie auch Ratschläge oder Tipps, die ein Studium erfolgreicher machen? Wir freuen uns auf Ihre Hinweise im Kommentarfeld.

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Über Prof. Dr. Patricia Kraft 19 Artikel
Patricia Kraft studierte BWL mit den Schwerpunkten Marketing, strategischem Management und Statistik und promovierte an der Universität Regensburg und der University of Colorado, USA im Themengebiet internationales Marketing. Während ihrer Promotionszeit wirkte sie in Regensburg maßgeblich am Aufbau von drei neuen Studiengängen im Rahmen des Elitenetzwerkes Bayern mit. Nach langjähriger beruflicher Tätigkeit und Führungsverantwortung im Marketing und der strategischen Planung in der Investitionsgüterindustrie und der Finanzdienstleistungsbranche ist Prof. Dr. Patricia Kraft heute als Dozentin an mehreren Hochschulen tätig. Sie lehrt, forscht und begleitet Praxisprojekte vornehmlich in den Bereichen Marketing, Strategie, Digitalisierung nachhaltiges Unternehmertum und Kommunikation. Ihren Fokus legt Patricia Kraft auch auf die Aktivierung und Förderung von zukünftigen weiblichen Führungskräften u. a. mit der MBS Initiative Women in Leadership. Seit 2014 ist sie Professorin an der Munich Business School, seit 2016 Studiengangsleiterin des Bachelorprogramms International Business und seit 2019 Studiendekanin. Sie ist Teil der Lehr-Exzellenz-Initiative LehrehochN sowie Mitglied im Münchner Kreis, der führenden Plattform zur Orientierung für Gestalter und Entscheider in der digitalen Welt und Beirätin der Unternehmensberatung WARGITSCH TRANSFORMATION ENGINEERS.