Professor in the Spotlight: 3 Fragen an Prof. Dr. Nancy Landrum

Portrait of Prof. Dr. Nancy Landrum, Professor for Sustainable Business Transformation at Munich Business School.

In dieser Interviewserie stellen wir in regelmäßigen Abständen Dozierende der Munich Business School (MBS) vor, geben einen Einblick in ihre Forschungsprojekte und erläutern, wie Unternehmenspraxis und Studierende davon profitieren. Heute sprechen wir mit Prof. Dr. Nancy Landrum, die Anfang des Jahres zur Professorin für Sustainable Business Transformation an die Munich Business School berufen wurde.


MBS Insights: Liebe Nancy Landrum, Anfang des Jahres haben Sie die neu geschaffene Professur für Sustainable Business Transformation an der Munich Business School angetreten – herzlichen Glückwunsch! Was fasziniert Sie an diesem Thema und was waren Ihre letzten beruflichen Stationen und Forschungsvorhaben in diesem Bereich?

Prof. Dr. Nancy Landrum: Unser wirtschaftliches Handeln führt zu großer Zerstörung der Natur, die unser Lebenserhaltungssystem ist. Als Wirtschaftsprofessorin möchte ich dazu beitragen, die Wirtschaft und die wirtschaftlichen Aktivitäten in etwas zu verwandeln, das nachhaltig und nicht zerstörerisch ist – etwas, das zum Aufblühen der Menschen, unserer sozialen und wirtschaftlichen Systeme und der Natur führt. Es gibt viele Möglichkeiten für die Wirtschaft, einen positiven Einfluss auszuüben, und ich möchte bei diesem Wandel helfen.
Bevor ich zur MBS-Professorin ernannt wurde, war ich fest angestellte Professorin an der Loyola University Chicago, fest angestellte außerordentliche Professorin an der University of Arkansas in Little Rock und Lehrbeauftragte an der Morehead State University. Vor meiner Hochschulkarriere war ich jedoch zunächst als Psychotherapeutin für Kinder tätig. Ich habe immer noch den Wunsch, die Welt zu verbessern, aber jetzt möchte ich dies über die Wirtschaft zu tun. Meine Forschung konzentriert sich in erster Linie auf die verschiedenen Stufen der Nachhaltigkeit, die mit jeder Stufe verbundenen Aktivitäten und die Frage, wie man Unternehmen helfen kann, die nächste Stufe zu erreichen.

MBS Insights: Wie bringen Sie Ihre Forschung und Expertise in die Lehre ein? Was denken Sie, welche Aspekte für die Studierenden besonders interessant sind?

Prof. Dr. Nancy Landrum: Ich baue meine Forschung durch Lektüre und praktische Anwendung in den Unterricht ein. Die Studierenden lesen meine Zeitschriftenartikel und Buchkapitel, um etwas über die Stufen der Nachhaltigkeit zu erfahren. Im Unterricht wenden wir die Informationen an, indem wir uns über die Nachhaltigkeitsinitiativen eines Unternehmens kundig machen und dann das Unternehmen einer Nachhaltigkeitsphase zuordnen. Die Studierenden haben dann die Aufgabe, herauszufinden, was das Unternehmen tun muss, um die nächste Stufe der Nachhaltigkeit zu erreichen.
Ich möchte den Studierenden praktische Fähigkeiten vermitteln, die ihren Lebenslauf aufwerten und zugleich den Unternehmen helfen können, Nachhaltigkeit voranzutreiben. Ich denke, dass die Studierenden die praktische Anwendung und die Entwicklung von Fähigkeiten besonders interessant finden und dass dies für den Start ihrer Karriere im Bereich Nachhaltigkeit hilfreich ist. Deshalb lernen die Studierenden in meinen Kursen

  1. einfache Energieaudits, Abfallaudits, Wasseraudits und Bestandsaufnahmen der Treibhausgasemissionen nach Scope 2 durchzuführen,
  2. anhand einer Simulation ein forschungsbasiertes 7-Schritte-Modell für das Veränderungsmanagement anzuwenden, um umfassende Veränderungen in einer Organisation herbeizuführen, und
  3. den Stand der Nachhaltigkeit eines Unternehmens zu bestimmen und festzustellen, was erforderlich ist, um das Unternehmen bei der Verbesserung seiner Nachhaltigkeitsaktivitäten zu unterstützen.

MBS Insights: Und wie profitiert die Praxis von Ihrer Forschung?

Prof. Dr. Nancy Landrum: Meine Forschung hilft Unternehmen dabei, herauszufinden, wo sie sich auf dem Weg zur Nachhaltigkeit befinden und wie sie auf diesem Weg vorankommen können. Der Schwerpunkt meiner Forschung liegt darauf, zu ermitteln, wie Unternehmen von einer „schwachen“ Nachhaltigkeit zu einer „starken“ Nachhaltigkeit gelangen können. Zahlreiche Untersuchungen haben bestätigt, dass die Unternehmen derzeit eine schwache Nachhaltigkeit praktizieren, d. h. business as usual mit schrittweisen Verbesserungen. Auch Nachhaltigkeitsregelungen (Standards, Rahmenwerke, Leitlinien usw.) fördern und unterstützen eine schwache Nachhaltigkeit. Tatsache ist, dass dieser schwache Ansatz in Wirklichkeit die Nicht-Nachhaltigkeit verlängert und die Schädigung unserer Umwelt fortsetzt. Aus diesem Grund steigen die Treibhausgasemissionen weiter an und die Klimakrise verschärft sich. Dieser schwache Ansatz ist überhaupt nicht nachhaltig und wird uns niemals zu einer blühenden Zukunft verhelfen. Die entgegengesetzte Lösung ist eine starke Nachhaltigkeit, die eine Abkehr vom business as usual erfordert. Eines der größten Probleme besteht jedoch darin, dass es keine Anleitung für Unternehmen gibt, wie sie eine starke Nachhaltigkeit erreichen können, und genau das ist das Ziel meiner Forschung. Im Zuge der Weiterentwicklung meines Modells für die Stufen der unternehmerischen Nachhaltigkeit werden wir mit Unternehmen zusammenarbeiten, um das Modell zu operationalisieren und zu testen, um den Unternehmen schließlich konkretere Anleitungen zu geben.