Das seltsame Geschäftsmodell des Osterhasen

Woman with bunny ears for Easter holidays sitting on the floor and looking for something in the distance with binoculars

Ostern steht wieder vor der Tür! Die Zeit, in der in Deutschland traditionell der Osterhase bunte Eier und kleine Geschenke an allen möglichen Plätzen versteckt. Besonders Kinder freuen sich dann sehr, wenn sie sich auf die Suche begeben, und sind voller Freude, wenn sie alle Verstecke gefunden haben. Suchen macht Spaß!

Im Wirtschaftsalltag ist dies allerdings nicht unbedingt der Fall. Denn für Unternehmen bedeutet es nicht wirklich Spaß, wenn sie auf der Suche sind – sei es nach neuen Geschäftsideen, Absatzmärkten, Zulieferern oder – immer akuter – nach geeigneten Arbeitskräften.

Die mit der Suche verbunden Kosten sind Teil der sogenannten Transaktionskosten, die im Zuge der Übertragung von Verfügungsrechten entstehen und damit unabhängig von der Produktion anfallen. Eine solche Suche kann erhebliche Mengen an Ressourcen binden und sogar deutlich teurer als die eigentliche Produktion der Güter sein.

Viele Unternehmen haben dieses Problem erkannt und übernehmen die Suche für andere. Sie produzieren also nichts selbst, sondern sind sogenannte Intermediäre, die Angebot und Nachfrage zusammenbringen. Ein Intermediär, den wir fast täglich aufsuchen, ist der Supermarkt – wenn wir etwa Lebensmittel benötigen, müssen wir nicht erst herausfinden, was wo produziert wird, sondern können einfach in den Supermarkt gehen und finden alle wichtigen Produkte an einem Ort. Auch für die Produzenten ist dies von Vorteil, da sie nicht selbst nach Kunden suchen müssen.

Ein Supermarkt ist damit ein market maker, der einen Markt schafft, an dem sich Angebot und Nachfrage treffen können. Eine andere Funktion ist die des match makers, also des Zusammenbringens geeigneter Partner – wer hier an Dating-Plattformen denkt, liegt nicht falsch, denn auch hier werden Suchende zusammengebracht und im Idealfall gematcht. Aber auch Arbeitsvermittlungsagenturen stellen diese Funktion sicher. Gerade viele sehr erfolgreiche Internetfirmen sind Intermediäre: Airbnb, eBay oder Uber.

Intermediäre helfen, Suchkosten zu reduzieren und verfolgen damit genau das gegenteilige Geschäftsmodell des Osterhasen. Vielleicht sollte der Osterhase als Versteck-Experte im Rest des Jahres sein Wissen den Unternehmen zur Verfügung stellen und sie beim Finden unterstützen! Oder vielleicht verfolgt der Osterhase ein anders Ziel: Uns alle auf die vielen Suchen vorzubereiten, die uns bevorstehen! In diesem Sinne: Viel Erfolg beim Suchen und frohe Ostern!

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MBS Dr. Florian Bartholomae
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Prof. Dr. habil. Florian Bartholomae ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der Munich Business School. Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der Ökonomie der Informationsgesellschaft und der Regionalökonomie. An der MBS unterrichtet er die volkswirtschaftlichen und mathematischen Grundlagenveranstaltungen im Bachelor sowie fortgeschrittene volkswirtschaftliche Fächer im Master. Zudem ist er Privatdozent am Institut für Ökonomie und Recht der globalen Wirtschaft an der Universität der Bundeswehr München sowie Partner der Politikberatung Bartholomae & Schoenberg Partnerschaft. Darüber hinaus ist Florian Bartholomae externer Lehrender an der IMC Fachhochschule Krems und forscht gemeinsam mit Alina Schoenberg, Studiengangsleiterin des Master-Studiengangs “International Business & Economic Diplomacy” an der IMC Fachhochschule Krems, an aktuellen ökonomischen und wirtschaftspolitischen Fragestellungen.