MBS Research Fellows im Portrait: Dr. Wolfgang Spiess-Knafl

Portrait of Wolfgang Spiess-Knafl, Research Fellow at Munich Business School

Mit dem Ziel, die Munich Business School und forschungsstarke Persönlichkeiten, deren Forschungsinteressen in Einklang mit den Forschungsfeldern der MBS stehen, intensiver zu vernetzen, wurde 2020 die MBS Research Fellowship neu geschaffen. Derzeit gibt es vier MBS Research Fellows, die der Hochschule bereits auf vielfältige Art verbunden sind. In unserer Interviewreihe stellen wir die Forscher vor. Heute im Fokus steht Dr. Wolfgang Spiess-Knafl, Co-Direktor des European Center for Social Finance an der Munich Business School.


MBS Insights: Lieber Herr Spiess-Knafl, was sind Ihre bisherigen Anknüpfungspunkte an die Munich Business School und was hat Sie daran gereizt, MBS Research Fellow zu werden?

Wolfgang Spiess-Knafl: Ich bin seit Ende 2018 Teil des European Center for Social Finance an der Munich Business School. Am MBS Research Fellowship schätze ich vor allem die Möglichkeiten zum Austausch mit anderen forschungsbegeisterten Persönlichkeiten.

MBS Insights: Ganz grob gefasst forschen Sie im Bereich Finanzen und (sozialem) Unternehmertum. Nehmen Sie uns ein bisschen mit: Was sind Ihre genauen Forschungsschwerpunkte und was interessiert Sie aktuell diesbezüglich besonders?

Wolfgang Spiess-Knafl: Ein Grundprinzip der Finanzwissenschaften ist der Zusammenhang zwischen Risiko und Rendite. Ein höheres Risiko bedeutet in der Regel auch eine höhere Rendite. Social Finance ist nun die Erweiterung dieses zweidimensionalen Felds um eine soziale Rendite. Die Verfolgung eines sozialen Ziels bedeutet in der Regel auch, dass Investor*innen auf einen Teil ihrer finanziellen Rendite verzichten. Daraus ergeben sich viele spannende Fragestellungen wie zum Beispiel:

  • Was bedeutet es etwa, dass eine Tonne CO2 in Bangladesch und in Deutschland identisch messbar ist, aber wie vergleicht man Bildung oder Gesundheit in Dhaka und München?
  • Welche Rolle soll dabei die öffentliche Hand übernehmen? Soll sie z.B. einen Teil des Risikos durch Garantieprogramme abdecken?
  • Welche Geschäftsmodelle verfolgen Sozialunternehmen und wie unterscheiden sie sich von anderen Unternehmen?
  • Welche Rolle spielen neue Technologien wie Blockchain oder Künstliche Intelligenz in diesem Feld?

MBS Insights: Warum lohnt sich Forschung Ihrer Meinung nach auch schon für Studierende und was braucht es, um Studierende in Forschungsprojekte einzubeziehen oder zu eigener Forschung zu motivieren?

Wolfgang Spiess-Knafl: Ich habe in den letzten Jahren studentische Forschungsprojekte in München, Friedrichshafen, Karlsruhe und Witten begleiten dürfen. Dabei ist mir aufgefallen, dass Studierende immer ein persönliches Thema haben, für das sie brennen.
Ein Student hat z.B. mal die Marktmechanismen des Cannabis-Handels auf Online-Plattformen analysiert: Wie funktioniert Handel auf Plattformen, die keiner gesetzlichen Regelung unterworfen sind? Es ist eigentlich doch erstaunlich, dass so etwas überhaupt funktioniert. Eine andere Studentin hat sich 2015 mal angesehen, wie eigentlich Sachspenden in der Flüchtlingshilfe allokiert werden: Was passiert eigentlich, wenn große Teile der Zivilgesellschaft mobilisiert werden und wie kann das organisiert werden?
Beides sind einzelne Phänomene, die sich aber gut für studentische Forschung eignen und erstaunliche Erkenntnisse zu Tage gefördert haben. An der MBS schätze ich die enge Anbindung von Lehr- und Forschungsthemen an gesellschaftliche Realitäten. Das fördert die Neugier der Studierenden ungemein.