MBA-Alumna Jiaojiao Zhao veröffentlicht ihre Abschlussarbeit als ersten Beitrag in der neuen Working Paper Reihe „MBS Outstanding Thesis“

Mit Blick auf das komplexe Thema: Hast du schon vor deinem MBA-Studium und Masterabschluss berufliche Erfahrung gesammelt?

Jiaojiao Zhao: Bevor ich meinen MBA an der Munich Business School begann, hatte ich bereits fünf Jahre Erfahrung in der Fondsverwaltung und der Überwachung des Investmentmanagements gesammelt. Ohne diesen beruflichen Hintergrund könnte ich das Thema vermutlich nicht so leicht verstehen geschweige denn diese ausgefeilte Finanzdatenanalyse durchführen.

Lief also alles reibungslos? Deine Betreuerin hat uns verraten, dass es wohl Probleme mit einem anderen Paper gab, das anscheinend ein sehr ähnliches Thema behandelte – wie bist du damit umgegangen?

Jiaojiao Zhao: Die Forschung war zu keinem Zeitpunkt einfach. Vier Hauptschwierigkeiten sind mir begegnet:

MBS Outstanding Thesis Jiaojiao
  1. Es gab keinen guten Näherungswert für den risikofreien Zinssatz in Europa von 1980 bis 1999, außer der Gesamtrendite des REXP (ein deutscher Staatsanleihenindex). Wenn wir genauer sein wollten, müssten wir am Ende eine umfangreiche Gewichtung mehrerer Zeitreihen des kurzfristigen Zinssatzes für mehrere Länder vornehmen, die auch Währungsfragen einbezieht, da die Währungen vor der Gründung der EU nicht vereinheitlicht wurden. Als ich das Zeitreihendiagramm zeichnete, stellte sich jedoch heraus, dass die Volatilität viel zu hoch war. Am Ende, nachdem ich Professor Kenneth French (den Inhaber der berühmten Fama-French-Asset-Pricing-Modelle) zu Rate gezogen hatte, verwendeten wir den monatliche Zinssatz des einmonatigen US-T-Bills als risikofreien Zinssatz.
  2. Ursprünglich hatten wir geplant, das neueste Asset-Pricing-Modell – das Q5-Faktormodell – anzuwenden. Aber wir mussten den fünften Faktor – den erwarteten Wachstumsfaktor – aufgeben, weil er zu komplex zu berechnen war. Daher musste ich mit dem Q-Faktor-Modell, das vier Risikofaktoren enthält, auskommen.
  3. Das Ergebnis des Investmentfaktors fiel nicht annähernd so aus, wie ich es erwartet hatte. Mein Ergebnis ist negativ, während es in den meisten der aktuellen Untersuchungen positiv ist. Ich habe die Berechnung von Grund auf immer wieder mit verschiedenen Parametern durchgeführt – soweit ich mich erinnere mehr als 20 Mal – aber der Wert bleibt relativ konstant. Ich berechnete den Investmentfaktor auch im Fama-French-Modell mit einer anderen Portfoliosortierungsstrategie berechnet und erhielt ein ähnliches Ergebnis. Schlussendlich habe ich den negativen Renditefaktor durch einen Querschnittsfaktor-Regressionstest weiter verifiziert.
  4. Als ich meine Abschlussarbeit fast abgeschlossen hatte, entdeckte ich eine sehr aktuelle Arbeit von zwei Professoren der TUM, die ebenfalls die Q-Faktor-Renditen des europäischen Aktienmarktes berechneten. Diese Forschung untersucht eine kleine Stichprobe über den Zeitraum von 1990 bis 2018 und ihr Hauptziel ist es, einflussreiche Preisbildungsmodelle aus der verhaltensorientierten Finanztheorie und der neoklassischen Finanzwissenschaft zu vergleichen. Glücklicherweise verfügt meine Forschung über eine andere Stichprobe, einen anderen Untersuchungszeitraum und ein anderes Forschungsziel, sodass ich nur meine Formulierung zur Forschungslücke ändern musste.

Wenn du auf deine Zeit an der MBS und auf das Schreiben deiner Abschlussarbeit zurückblickst – wie nimmst du den gesamten Prozess wahr?

Jiaojiao Zhao: Im September letzten Jahres habe ich mein MBA-Studium begonnen. Nach zwei Monaten Unterricht hatte ich das Gefühl, dass das Studium nicht so zeitintensiv ist, wie ich es eingangs erwartet hatte, weshalb ich mich auf die Suche nach einen Teilzeitjob machte, der stark mit meiner bisherigen Berufserfahrung verwandt war. Im Februar dieses Jahres begann ich mit meiner Forschung für die Masterarbeit. Da die Kosten für das Studium für mich sehr hoch sind, bemühte ich mich, den Abschluss wie geplant im September zu machen – was ich letztendlich geschafft habe. Danach wechselte ich auf eine Vollzeitstelle im selben Unternehmen. Wenn ich auf dieses eine Jahr zurückblicke, bin ich froh, dass ich meine Zeit und meinen Zeitplan trotz aller Kämpfe und Frustrationen sehr gut einhalten konnte. Ich würde sagen, es ist sehr wichtig, ein klares Ziel zu haben: Sich bewusst zu machen, warum man hier ist, wer man sein möchte, wohin man gehen will und was man erreichen möchte.

Was bedeutet es dir, dass deine Abschlussarbeit der erste Beitrag in der neuen Working Paper Reihe „MBS Outstanding Thesis“ ist? Würdest du anderen Studierenden eine Publikation in dieser Reihe empfehlen und wenn ja, weshalb?

Jiaojiao Zhao: Die Auszeichnung ist die Anerkennung meiner Professorin und der Hochschule für meine harte Arbeit. Ich fühle mich wirklich geehrt, die Erste zu sein. Ja, ich würde es auf jeden Fall anderen Studierenden empfehlen, denn die Veröffentlichung der Masterarbeit ist eine großartige Leistung. Und diese neue Reihe kann eine gute Motivation für Studierende sein, tiefer in die Forschung einzusteigen und qualitativ hochwertigere Arbeiten einzureichen.

Wo bist du jetzt und was erwartest du dir von der nahen Zukunft?

Jiaojiao Zhao: Ich arbeite zurzeit Vollzeit als Projekt- und Prozessmanagerin für das Fonds-Onboarding bei AssetMetrix. Trotz dieser globalen Pandemie bin ich sehr glücklich mit meinem Job, meinem tollen Team sowie meinem Leben in Deutschland. Ich hoffe, dass alle während dieser besonderen Zeit sicher und gesund bleiben. Wir müssen durchhalten, alles wird besser werden. Mit dem Impfstoff können wir bereits das Licht am Ende des Tunnels sehen. Und ich wünsche all meinen Kommiliton*innen viel Erfolg und hoffe, dass sie ihre Masterarbeiten erfolgreich abschließen können und in naher Zukunft einen guten Job finden.

Vielen Dank für deine Zeit und alles Gute für deinen weiteren Weg!