Professor in the Spotlight: 3 Fragen an Prof. Dr. Florian Bartholomae

Portrait of Prof. Dr. Florian Bartholomae, Professor at Munich Business School

In dieser Interviewserie stellen wir in regelmäßigen Abständen Dozierende der Munich Business School (MBS) vor, geben einen Einblick in ihre Forschungsprojekte und erläutern, wie Unternehmenspraxis und Studierende davon profitieren. Heute an der Reihe ist Prof. Dr. Florian Bartholomae, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Munich Business School sowie Trainer im Lehrgang Certified Strategy Manager für das Modul Spieltheorie.


MBS Insights: Professor Bartholomae, an welchen spannenden Forschungsprojekten arbeiten Sie gerade?

Prof. Dr. Florian Bartholomae: Momentan verfolge ich zwei Projekte. Zum einen beschäftige ich mich mit den (ökonomischen) Auswirkungen der Digitalisierung. Hierbei interessiert mich etwa, unter welchen Rahmenbedingungen diese für Unternehmen bzw. den Wettbewerb vorteilhaft ist. Betrachtet man vor allem den Kosteneinsparungseffekt von Digitalisierung sehen sich eigentlich alle Unternehmen einem Digitalisierungsdruck ausgesetzt – dieser kann sich am Ende aber negativ auf die Firmen auswirken, wenn die Initialkosten der Digitalisierung durch den resultierenden stärkeren Wettbewerb nicht kompensiert werden können. Ein zweiter Aspekt ist, ob und wie sich traditionelle Geschäftsmodelle durch neue Technologien wie den 3D-Druck ändern können – auch hier ist nicht wirklich klar, ob Unternehmen durch das Outsourcing der Produktion an die Konsument*innen am Ende profitieren.
Das zweite große Projekt ist die Analyse der Coronapandemie bzw. der (politischen) Maßnahmen zu ihrer Eindämmung. Hierzu haben meine MBS-Kollegin Prof. Dr. Eva Stumpfegger und ich kürzlich eine Analyse im CESifo Forum publiziert. Darin beschäftigen wir uns insbesondere mit der Zielgerichtetheit der Maßnahmen und den grundsätzlichen Aufgaben des Staates in dieser Krise. Auch hier zeigt sich ein sehr ambivalentes Bild.

MBS Insights: Wo sehen Sie den Mehrwert Ihrer Forschung für die Studierenden?

Prof. Dr. Florian Bartholomae: Den Mehrwert sehe ich in der Förderung von kritischem Denken. Viele sehen gerade VWL-Themen als abstrakt und eher praxisfern an. Am Ende dienen die theoretischen Modelle – die aber allesamt ihre Ursprünge in der Beobachtung realer Phänomene haben – jedoch dazu, das Denken zu schulen und zu strukturieren, um schließlich Zusammenhänge besser erfassen zu können. In einer globalisierten und immer komplexer werdenden Welt mit riesigen Herausforderungen, wie der Sicherstellung eines gleichberechtigten Zugangs aller Menschen zu Ressourcen oder der Bekämpfung von bzw. Anpassung an den Klimawandel ist es wichtig, die Konsequenzen von Handlungen abschätzen zu können. Sehr oft werden aber nur die Vor- oder die Nachteile einer Handlung gesehen. Resultate sind aber immer ambivalent, man muss daher immer das ganze Bild betrachten.

MBS Insights: Und wie profitiert die Praxis davon?

Prof. Dr. Florian Bartholomae: Die Praxis profitiert von einer umfassenden Betrachtung der Effekte. Aber auch worauf zu achten ist. Grundlage vieler meiner Projekte ist etwa die Spieltheorie, die dazu verwendet wird, Handlungen anderer Akteure abzuschätzen. Die Ergebnisse vieler Entscheidungen hängen letztlich immer von den Aktionen anderer ab: Welchen Einfluss hat meine Digitalisierungsentscheidung auf meine Wettbewerbssituation, wenn die Konkurrenz auch digitalisiert? Welchen Einfluss hat ein Berufsausübungsverbot zur Pandemiebekämpfung auf die Wirtschaftsstruktur? Nur wenn man diese Zusammenhänge durchdringt und versteht kann man am Ende die bestmögliche Entscheidung treffen.