
„Das war die beste Veranstaltung!“ So die Reaktion einiger Teilnehmer*innen, nachdem wir Mr. Elektro von Volkswagen, Thomas Ulbrich, an der Munich Business School begrüßt hatten. Das Vorstandsmitglied von Deutschlands größtem Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von über 152 Milliarden Euro und weltweit mehr als 670.000 Mitarbeitenden, das laut The Economist nun „auf dem Weg ist, nach SAP das größte Computing-Unternehmen in Deutschland zu werden“ (Schumpeter, 2021), präsentierte und beantwortete Fragen zur Zukunft der Elektromobilität.
Studierende und Dozierende hörten zu, als Herr Ulbrich über seinen Werdegang sprach, VW vorstellte, VWs E-Mobilitätspläne für die Zukunft erläuterte und Fragen beantwortete. Die Studierenden waren aufgerufen, ihre Fragen live und persönlich an Herrn Ulbrich zu stellen – was viele von ihnen sichtlich überraschte, da sie auf dem Heimweg vom Praktikum, im heimischen Arbeitszimmer oder auf dem Sofa saßen. Es war ein unvergessliches Ereignis, bei dem Bachelor- und Masterstudierende, darunter einige, die an einer Abschlussarbeit über BEVs (Battery Electric Vehicle) arbeiten, ihre Fragen direkt und live an einen VW-Vorstandsmitglied richteten. Thomas Ulbrich interagierte mit den Teilnehmenden und ermutigte sie zu Anschlussfragen.
Die Fragen bezogen sich zunächst auf Ulbrichs Zeit und Erfahrungen in China in den 1990er Jahren – nach Eigenaussage ein einziges Abenteuer und die größte Lernerfahrung seines Lebens. Die Zeit habe ihn gelehrt, nicht nur Dinge anders zu machen, sondern sich auch über Kleinigkeiten wie beispielsweise eine Cola zu freuen.

Ulbrich wies darauf hin, dass „E-Mobilität mehr als nur ein neues Produkt“ mit vielfältigen Hürden wie Preis, Reichweite und Ladeinfrastruktur sei. Dies löste zahlreiche Fragen aus dem Publikum aus, die von der Nutzung von Kund*innenwissen in Forschung und Entwicklung über den Wettbewerb mit Tesla, den Batterieverbrauch und die Umweltfolgen der Produktion bis hin zu den Auswirkungen des Dieselgates auf die Umstellung zu Elektroautos reichten.
Eines der interessantesten Projekte, an denen er arbeite, drehe sich um Software, denn „die Zukunft basiert zu 80 % auf Software“. Als Vorstandsmitglied sei die schwierigste Entscheidung, die es in Bezug auf Elektromobilität zu treffen galt, die Frage gewesen, welche Batteriezellentechnologie verwendet werden sollte. Die erste Herausforderung bestehe darin, dass es zum einen sehr teuer ist, wenn ein Unternehmen als erstes die neue Technologie einsetzt, das Unternehmen zum anderen aber dem Markt hinterherhinkt, wenn es zu spät dran ist.
Trotz all der großen und beeindruckenden Erfolge – und um Vorstandsmitglied zu werden, handelt es sich dabei um eine lange Liste – wurde Thomas Ulbrich auch nach vergangenen Misserfolgen befragt. Unter Bezugnahme auf einen bestimmten Misserfolg antwortete er, dass er „stolz darauf [ist], für einige spezielle Fehler jetzt ein Experte für die Neueröffnung von Automobilwerken zu sein“. Darauf aufbauend gab Herr Ulbrich Ratschläge zum Umgang mit Misserfolgen. Der Schlüssel liege darin, sich nicht von ihnen frustrieren zu lassen, sondern vielmehr darauf zu achten, was man aus ihnen lernen kann. Er erklärte, dass er sich die Zeit nimmt, über alle Misserfolge nachzudenken, aufzuschreiben, was schief gelaufen ist, und seine persönlichen Lessons Learned zu vervollständigen. „Es spielt keine Rolle, wie viele Fehler [man macht], es ist wichtiger, daraus zu lernen und sich zu verändern und andere zu fragen, was schief gelaufen ist, wenn man es selbst nicht herausfinden kann.“ Große weise Worte, von denen wir alle lernen können.
Auf die Frage, was ihm in Zukunft das Leben in Bezug auf die Elektromobilität erleichtern würde, antwortete Ulbrich mit „Ist es das Ziel, nach einem leichteren Leben oder einem interessanten Leben zu streben?“. Abermals eine beeindruckende Antwort, die zeigt, dass das VW-Vorstandsmitglied Herausforderungen willkommen heißt. Die letzte Frage des Abends lautete: „Welchen Rat würden Sie Studierenden geben, die am Anfang ihrer Karriere stehen?“ Thomas Ulbrich beantwortete sie mit „Seien Sie kreativ, fordern Sie sich selbst heraus, seien Sie mutig. Tun Sie es, reden Sie nicht darüber, sondern tun Sie es!“
Während es noch viele Fragen gab, als sich die Sitzung dem Ende zuneigte, sollte eine der größten sein, ob die Veranstaltung nicht die beste, sondern sogar das Nonplusultra der Gastveranstaltungen dieses akademischen Jahres war.
Quellen:
Schumpeter (2021): Volkswagen will catch up with Tesla. In: The Economist | Business, 27.03.2021 (Letztes Abrufdatum: 7. April 2021).