5 Learnings aus 5 Jahren “Success Factor Happiness” an einer Business School

MBS Happiness

In diesen Monaten läuft der Wahlkurs „Success Factor Happiness“ im Studienprogramm Master International Business der MBS im fünften Jahr. Unsicherheit über das zukünftige Berufsleben, die Angst davor, nicht „gut genug“ zu sein, der ständige Kampf gegen die Abhängigkeit vom Smartphone und andere Gründe wie Neugierde führen dazu, dass die meisten Studierenden eines Jahrgangs den Kurs wählen.

Mehrere hundert Studierende aus aller Welt haben sich damit an einer Business School mit dem Thema „Glück“ in allen seinen Facetten vertraut gemacht, und jedes Jahr ist es wieder eine erfahrungsreiche Reise durch den Kurs – für die Studierenden und natürlich auch für die Dozenten.

Es sind besonders intensive Wochen, in denen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sich auf die Suche danach begeben, was sie glücklich macht, worin der Sinn ihres Lebens bestehen könnte, was dies für ihre zukünftige Karriere bedeutet und was sie selbst dazu beitragen können, um ein möglichst glückliches, erfülltes und sinnreiches Leben zu führen – ohne sich dabei einem Stress des „Glücklich-sein-Müssens“ auszusetzen.

MBS Success Factor Happiness
Der erste „Happiness Evening“ an der MBS mit den Gästen Wolf-Ingomar Faecks (CEO Sapient), dem Philosophen Prof. Dr. Michael Bordt SJ und Zen-Lehrer André Daiyû Steiner (sitzend, v.l.n.r.).

Der Kurs war vor fünf Jahren erstmals und von Grund auf konzipiert worden. Neben theoretischen Elementen wird viel Wert auf Übungen gelegt. Hochkarätige Gastdozenten tragen dazu bei, Glück aus unterschiedlichen Perspektiven erleben zu können. Und nicht zuletzt öffnet der jährliche „MBS Happiness Evening“ den Kurs auch für Nicht-Kursteilnehmer.

Jedes Jahr wieder geben 99 % der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an, dass sie den Kurs Freunden empfehlen würden, und die Reise der vergangenen fünf Jahre war auch aus Dozentensicht eine bereichernde Erfahrung mit vielfältigen Lerneffekten. Hier eine kleine Auswahl:

  1. Dankbarkeit, an einer Business School über ein zentrales Lebensthema lernen zu können

Bislang hatte keiner der Studierenden in seinem Studium zuvor die Gelegenheit, sich mit dem fundamentalen Thema des Lebens und damit auch des Arbeitens auseinanderzusetzen. Nur einige wenige Studierende haben sich privat bereits mehr oder weniger tief und ausführlich auf die Suche nach ihrem Glück begeben. So meditieren sie beispielsweise, haben das eine oder andere Buch zum Thema gelesen, nutzen die eine oder andere App oder praktizieren sogar die eine oder andere Übung aus dem Kurs.

Für den Dozenten ist diese Mischung großartig, denn die Erfahreneren tragen gleichsam als Botschafter aus dem eigenen Kreis dazu bei, dass alle an Sicherheit gewinnen, sich den auf den ersten Blick möglicherweise ungewöhnlichen Themen zu öffnen. Die „Neuen“ sind so dankbar dafür, einige Angebote, die auf dem Weg zum Glück im Leben helfen, wahrnehmen zu können, und die Erfahreneren sind dankbar, dass sie plötzlich unter lauter Gleichgesinnten sitzen.

„Ich muss ehrlich zugeben, dass mich diese neu gelernten Ansätze so stark beeinflusst haben, dass ich mir ernsthaft überlegt habe, die Richtung meines Lebens zu ändern.“

  1. Studierende gehen gerne ins Fitnessstudio für das Gehirn

Ins Fitnessstudio zu gehen oder anderweitig Sport zu treiben ist unter den Studierenden ausgesprochen populär. Mit leichtem Schrecken stellen sie fest, dass sie zwar für ihre physische Gesundheit einiges tun, aber sehr wenig für ihre geistige Fitness. Übungen sind daher der Kern des Kurses. In jeder Kursstunde wird mindestens eine Übung eingeführt, mit der die im Kurs vorgestellten Kursinhalte erfahrbar gemacht werden können und die jederzeit auch außerhalb der MBS umgesetzt werden kann.

Am Ende des Semesters ist es dann Aufgabe, im Rahmen eines selbstreflexiven Essays über die Erfahrungen während der Übungen zu reflektieren und damit die Ergebnisse des Kurses für jeden individuell zu dokumentieren. Die Erfahrung zeigt, dass diese Angebote sehr offen wahrgenommen werden und viel ausprobiert wird. Viele Studierende wünschen sich sogar noch mehr Übungen, insbesondere im Kursraum, um sich unmittelbar dazu austauschen zu können.

“Hätte mir jemand noch vor sechs Monaten gesagt, dass mich der Kurs dazu verleiten würde, mehrmals pro Woche zu meditieren und auch ansonsten langjährige Ziele, wie beispielsweise ein hohes Einkommen zu relativieren, hätte ich ihn ausgelacht.”

  1. Es ist möglich, „Magic Moments of Connection“ zu schaffen

Der Kursraum ist eine „Digital Detox Zone“ und jede Stunde beginnt mit einem „Check-in“. So wird sichergestellt, dass jeder bewusst im Raum ist, sich für die Kursinhalte und Übungen öffnet und insgesamt eine Atmosphäre der Sicherheit für jeden Einzelnen geschaffen wird. Die Erfahrung des Kurses ist für jeden im Raum etwas anders und dennoch und gerade deshalb entstehen immer wieder eindrückliche Minuten im Kursraum, „Magic Moments of Connection“, die nachhaltig eine andere Dimension der Kommunikation unter den Beteiligten schaffen können und längere Zeit im Alltag „mitschwingen“.

  1. Bereit für die Zukunft im Job (#Future Readiness)

Tatsächlich hat der Kurs bei einigen Studierenden einen nachhaltigen Effekt auf die Jobwahl. Manche entscheiden sich bewusst, sich bei bestimmten Unternehmen nicht zu bewerben, die keinen Wert auf die im Kurs angesprochenen Themen legen. Einzelne bekommen ihren Job gerade aus dem Grund, dass sie sich im Rahmen des Kurses mit auch für das Unternehmen wichtigen Themen rund um Happiness und Higher Purpose beschäftigt haben. Viele Alumni des Kurses berichten, wie ihnen ihre Erfahrungen aus dem Kurs zu Achtsamkeit, Dankbarkeit und Mitgefühl im Job verhelfen. Es ist zu erwarten, dass diese Wirkung in Zukunft angesichts einer sich verändernden Arbeitswelt nur noch stärker wird.

  1. Die Ersten surfen die Welle

Die Studierenden des ersten Kursjahrgangs waren noch in ruhigen Gewässern und sahen vielleicht die „Mindfulness-Welle“ am Horizont, die da kommen würde. Heute sind sie die Ersten, die diese Welle surfen. Mehr und mehr Menschen außerhalb des Kurses interessieren sich für den Kurs. Themen wie Glück, Achtsamkeit, Mitgefühl und Dankbarkeit stoßen auf immer stärkere Resonanz in der Gesellschaft. Natürlich werden die Inhalte auch durch Vorträge und Workshops nach außen getragen. Im Rahmen des jährlichen „MBS Happiness Evenings“ ist es auch möglich, „externe Surfer“ an die MBS einzuladen.

So sprachen im ersten Jahr der Philosoph Prof. Dr. Michael Bordt SJ, Wolf-Ingomar Faecks (CEO Sapient) und der Zen-Lehrer André Daiyû Steiner über die Rolle des Glücks im Leben und für die Arbeit. Im Jahr darauf besuchte Dr. Florian Langenscheidt erstmals die MBS – und ist seitdem regelmäßiger Gastdozent im Kurs. Im dritten Jahr sprach die Vize-Konsulin des dänischen Generalkonsulats in München, Emilie Norman, darüber, warum Dänen immer wieder das Ranking der „glücklichsten Menschen der Welt“ gewinnen. Im vergangenen Jahr inspirierte Raphael Fellmer die Zuhörer mit seinem Vortrag über ein Leben ohne Geld und seinen Weg, Sinn in seinem Leben zu finden und heute als Entrepreneur mit seinem Unternehmen Sirplus „gerettete“ Lebensmittel zu vertreiben.

In diesem Jahr wird „Great(est) Places to Work“ das Thema sein und es werden zwei Vertreterinnen von Gewinnerunternehmen über das Thema Glück in der Arbeit sprechen.

Die Gastredner der „MBS Happiness Evenings“: Dr. Florian Langenscheidt (2015), Emilie Norman (2016) und Raphael Fellmer (2017) (v.l.n.r.). 

Die Entwicklung des Kurses hört nicht auf. So schlagen Studierende beispielsweise immer wieder vor, den Kurs im Freien abzuhalten oder auch einen Stammtisch einzurichten. Im vergangenen Jahr hatten wir diese Anregungen als Pilot mit unserem ersten „Happiness Walk & Talk“ kombiniert – und dieses Jahr werden wir einen ganz besonderen Spaziergang organisieren.

Auch sind neue Kurse, wie der „Conscious Business“-Pflichtkurs im Master-Programm an der MBS, und verschiedene Workshops letztendlich aus dem Happiness-Kurs entstanden. Es sind kleine Samen, die wir streuen und aus denen in vielen etwas entsteht, das größer ist als jeder einzelne alleine. Wenn unsere Absolventinnen und Absolventen im Umfeld ständiger Veränderungen heute die Ruhe bewahren können, bewusste Entscheidungen treffen können und einen positiven Beitrag für die Verbreitung des Glücks in der Welt leisten können, dann sind wir auch besonders dankbar dafür, hierzu einen Beitrag geleistet haben zu können.

Buchhinweis: „Happiness im Business“ 

MBS Happiness im Business„Happiness im Business. Zufriedene Mitarbeiter – glückliche Manager – erfolgreiche Unternehmen“ von Prof. Dr. Christian Schmidkonz, Carolin Hefele und André Daiyû Steiner ist vor wenigen Wochen neu im Verlag Wiley-VCH erschienen.

Das Buch führt in die Welt des Glücks und der Erfüllung im Business-Kontext ein. Dabei werden zum Beispiel die Begriffe Glück, Zufriedenheit, Erfüllung erarbeitet.
Außerdem liefern die Autoren eine philosophische und psychologische Deutung des Glücks: Wie funktioniert Glück im Unternehmen? Ist es erstrebenswert, in einem glücklichen Unternehmen zu arbeiten? Welche Wege gibt es zum glücklichen Manager? Ist eine Glücksstrategie ein Wettbewerbsvorteil für ein Unternehmen? Auch neueste Erkenntnisse der Neuro-Wissenschaft fließen in das Buch ein.

Dass Wirtschaft und Glück zusammengehören sollten, belegen die Autoren durch ihre Auseinandersetzung mit Themen wie Leadership, Arbeit, Verkauf, Marketing und Ökonomie. Ein Praxisteil mit Glücksübungen rundet das Buch ab.

„Happiness im Business. Zufriedene Mitarbeiter – glückliche Manager – erfolgreiche Unternehmen“ ist als Hardcover und als ePub-Version erhältlich.

 

MBS Prof. Dr. Christian Schmidkonz
Über Prof. Dr. Christian Schmidkonz 43 Artikel
Prof. Dr. Christian Schmidkonz ist Studiengangsleiter des Programms "Master International Business" an der Munich Business School. Seine Lehr- und Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Conscious Business, Happiness at Work sowie Wirtschaft in China und Taiwan. Christian Schmidkonz hält ein Diplom in Volkswirtschaftslehre von der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Er studierte Chinesisch an der Fu Jen Universität in Taiwan und ist Alumnus des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD). Nach Stationen am ifo Institut für Wirtschaftsforschung und bei der internationalen Unternehmensberatung Capgemini gewann er als Entrepreneur 2008 den vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie ausgeschriebenen Gründungswettbewerb „Multimedia“. Christian Schmidkonz wurde 2020 mit dem erstmalig vergebenen „MBS Teaching Award" ausgezeichnet.