Digitale Geschäftsmodelle für die Einspurmobilität der Zukunft

MBS BMW Gregory Glanzmann

„The best innovators go beyond looking – they create new partnership and alliances; they prepare to rethink their whole mission.“

Gregory Glanzmann, Head of Digitalisation and Change bei BMW Motorrad, hielt am Montag, 2. November 2018, als Gast des Connected Vehicle Lab der Munich Business School einen Impulsvortrag zum Thema „Digitale Geschäftsmodelle für die Einspurmobilität der Zukunft“.

Gregory Glanzmann, in Japan geboren und in Hong Kong sowie in der Schweiz aufgewachsen, hat sich schon immer für das Verständnis von neuen Kontexten und deren Weiterentwicklung interessiert. Gerade Organizational Change ist ein Feld, das ihn seit seinem Master in Strategy and International Management an der Universität St. Gallen begleitet. Für seine Rolle als Head of Digitalisation and Change bei BMW Motorrad kommt ihm seine Erfahrung in verschiedenen Industrien zu Gute, seine Leidenschaft für Technologie stützt seine Tätigkeit im Sales & Marketing.

Im Anschluss an den Impulsvortrag moderierte er zusammen mit MBS Professor Dr. Hans H. Jung eine Ideation-Session mit mehr als 60 internationalen Studenten mit dem Ziel, neue digitale Optionen zu generieren.

Die Motorradindustrie umfasst alle motorisierten einspurigen Fahrzeuge, von Pedelecs über kleinere Scooter bis hin zu großmotorigen Motorrädern. Gemessen in Einheiten ist dieser Markt in 2018 mit bis zu 135 Mio. Einheiten größer als der für Automobile mit ca. 100 Mio. (Faust, H.; Glanzmann, G. 2018, S. 241).

BMW Motorrad hat dieses Jahr bereits ein autonom fahrendes Motorrad vorgestellt und bietet Konnektivität in ausgewählten Serienmotorrädern bzw. Zusatzausstattungen an. Digitale Vernetzung dient dabei dem Ziel, die Sicherheit des Motoradfahrens zu erhöhen und das soziale Element des Motorradfahrens zu fördern. Die digitale Transformation bietet zudem aus Nutzersicht ein unerschöpfliches Spektrum an Ansatzpunkten für neuartige Geschäftsmodelle. Diese sind motorradspezifisch – so etwa der Zugang zu einspurigen Mobilitätsdienstleistungen als auch zu realen und virtuellen Erlebniswelten (siehe Abbildung 1).

MBS BMW Gregory Glanzmann
Abbildung 1: Digitale Vernetzung des Kunden mit dem Motorrad, Zugang zu Mobilitätsdienstleistungen und zu mobilen bzw. virtuellen Erlebniswelten. (© Gregory Glanzmann)

Mobilitätsdienstleistungen im Kontext Einspurmobilität lassen sich unter Betrachtung der Vielfalt der vorhandenen Services übergreifend in die Bereiche Sharing (Dienstleistung, Fahrzeuge einem Nutzer zugänglich machen), Hailing (Dienstleistung, ein zur Verfügung stehendes Transportmittel inkl. Fahrer bereizustellen) und Convenience Services (Dienstleistungen, die an Mobilität angrenzen oder diese befähigen) einteilen.

Das Motorrad mit seiner Mobilität wird vielfach als das Vergrößern des eigenen Radius verstanden und erlaubt ebenfalls Ansatzpunkte für neuartige Dienstleistungen und Mehrwerte in der realen bzw. der virtuellen digitalen Lebenswelt der Kunden. Beispielweise werden Kunden dabei unterstützt, wenn sie begeistert über Motorraderlebnisse berichten und diese durch Word of Mouth sowie die Darstellung in sozialen Medien mit anderen Menschen teilen. Beispielsweise mit der Rever-Partnerschaft ist BMW Motorrad auf digitalen Plattformen vertreten. Eigene Routen können getrackt und gemeinsam geplant werden, empfohlene Routen genutzt und mit anderen Fahrern geteilt werden. Zudem bietet BMW Motorrad aktuell unter Rent A Ride über eine digitale Plattform Zugang zu Motorrädern an, die für kürzere und längere Touren ausgeliehen werden können.

Die sich an den Impulsvortrag anschließende Ideation mit den Studierenden in zwei Sprints deckte ein breites Spektrum an Fragestellungen ab: Welche Hemmnisse (Customer Pain Points) können die Studierenden mit Blick auf ihre jeweiligen Heimatländer benennen, die den Zugang zur Einspurmobilität erschweren? Welche (digitalen) Lösungen mit Blick auf Produkt-, Service- und Erlebnisdimension lassen sich entwickeln, um Lösungen für die o.g. Customer Pain Points zu gestalten?

Die MBS im Zeichen der Transformation

Die Munich Business School beschäftigt sich mit dem Themenkomplex Transformation schon seit einiger Zeit intensiv: Sowohl im Studienprogramm Master International Business als auch im Bachelor Programm Bachelor International Business werden die Vertiefungsfächer Digital Business und International Innovation und Digital Business angeboten. Im Jahr 2015 startete die Munich Business School das MBS Connected Vehicle Lab, eine Plattform für Wissenschaft, Forschung, Industrie und Dienstleistung. Das Lab dient der Fakultät, den Studierenden und Experten aus der Wirtschaft dazu, sich über neueste Lern- und Kommunikationsformen zum Themenbereich Mobilität der Zukunft auszutauschen. Ende letzten Jahres ist nun auch eine umfassende Herausgeberschaft mit dem Titel „Digital vernetzt: Transformation der Wertschöpfung“ mit Beiträgen von über vierzig Autoren aus Wissenschaft und Praxis unter der Federführung der MBS entstanden.