5 Gründe warum Conscious Business mehr bedeutet als CSR

Wenn Unternehmen planen, zum Wohl der Allgemeinheit beizutragen, beziehen sie sich gerne auf ihre Corporate Social Responsibility (CSR). Wenn…. Sie weisen darauf hin, dass es für sie bei der Geschäftstätigkeit nicht nur darum geht, die finanziellen Key Performace Indicators (KPIs) wie Umsatz, Gewinn und Rendite zu erhöhen, sondern auch auf die Gesellschaft und die Umwelt zu achten – insbesondere wenn, ja wenn die finanziellen Kennzahlen „stimmen“. Denn nur dann könne man sich CSR leisten und überhaupt, müsse ich CSR lohnen.

Die Idee der modernen Corporate Social Responsibility reicht bis ins letzte Jahrhundert zurück: Nach den Jahren des Wirtschaftswunders entstanden in den 1970er Jahren die ersten Initiativen, die dazu aufriefen, die Kosten des wirtschaftlichen Handelns für Umwelt und Gesellschaft zu berücksichtigen. Spätestens in den 90er Jahren gewann die CSR-Bewegung an Fahrt, und Unternehmen begannen, jedes Jahr neben einem Finanzbericht auch einen CSR-Bericht zu veröffentlichen. Kein seriöses Unternehmen kann es sich heute leisten, sich seiner anhaltenden Verantwortung gegenüber Mensch und Umwelt zu verschließen und einen positiven Beitrag zur Entwicklung der Welt zu leisten. Aber kann das mit einer CSR-Denkweise wirklich funktionieren?

Vertreter der Bewegung des Conscious Capitalism zum Beispiel sehen CSR als kritisch an. Führungskräfte und Mitarbeiter in einem Conscious Business müssen anders denken und handeln: Sie stellen die Umwelt, die Mitmenschen und alle Beteiligten in den Mittelpunkt ihres Handelns und ihrer Entscheidungen. Nur so ist es möglich, das eigene Handeln wirklich aus einer Handlungsverantwortung abzuleiten und nicht nur aus einer Erhöhung der finanziellen KPIs. Was bedeutet das für ein Unternehmen? Hier sind 5 wesentliche Unterschiede zwischen einem CSR-orientierten Denken und Handeln und dem allgemeinen Denken und Handeln in einem verantwortungsvollen Unternehmen:

  1. Während aus CSR-Sicht die Aktionäre ein Opfer für die Gesellschaft bringen müssen, bezieht ein Conscious Business natürlich alle Interessengruppen ein.
  2. Während CSR oft als Belastung angesehen wird, versteht es sich von selbst, dass ein Conscious Business alle potenziellen Synergien mit sich bringt, um Geschäfte so zu tätigen, dass die Lebensbedingungen verbessert werden und gleichzeitig zum wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens beitragen.
  3. Während CSR oft zu einem traditionellen Geschäftsmodell hinzugefügt wird (gerne buchstäblich in der eigenen Abteilung oder im Rahmen von Public Relations), stehen die Kernelemente eines Conscious Business wie Higher Purpose und Stakeholder Integration im Mittelpunkt allen Handelns und sind integraler Bestandteil jeder Abteilung und Position.
  4. Während CSR sowohl vom Zweck des Unternehmens als auch von der Unternehmenskultur unabhängig sein kann, erfordert ein Conscious Business auch eine entsprechende Unternehmenskultur (Caring Culture) sowie eine bewusste Form der Führung.
  5. Während CSR zum Zwecke des „Greenwashings“ eingesetzt werden kann, erfordert ein Conscious Business ein authentisches Engagement für seine Ziele wie Stakeholder-Integration, verantwortungsvolle Kultur, Management und Führung sowie die Verfolgung eines höheren Ziels.

Die Bewegung des Conscious Capitalism wurde durch das gleichnamige Buch von John Mackey (Gründer von Whole Foods Markets) und Raj Sisodia (Professor am Babson College) inspiriert. Sie stellt den Menschen in den Mittelpunkt des Handelns und fordert ein konsequentes Umdenken und Handeln im Sinne einer zukunftsorientierten Wirtschaft: Nachhaltig im Sinne des Schutzes der Erde sowie zukunftssicher im finanziellen Sinne für das Unternehmen. Letztendlich können Unternehmen die Räume und Werkzeuge bereitstellen, die es jedem Einzelnen ermöglichen, seinen positiven Beitrag in die Welt zu tragen. Der Erde selbst ist es egal, wie sich die Menschen auf ihr verhalten – sie existierte bereits seit Milliarden von Jahren vor dem Menschen und wird dies noch für unendlich weitere viele Jahre tun. Doch den Menschen kann ihr Handeln nicht mehr egal sein.  In diesem Sinne ist Conscious Business ein logischer nächster Schritt nach CSR, um vielen zukünftigen Generationen ein friedliches und gesundes Überleben auf unserem Planeten zu ermöglichen.

P.S.: Am 23. September 2019 findet in Berlin die „2. Conscious Capitalism European Conference“ statt. Unter anderem werden John Mackey und Raj Sisodia anwesend sein.

P.P.S.: Alle Master International Business Studenten der MBS besuchen einen Pflichtkurs in Conscious Business, in dem wir über den Hintergrund, die Rahmenbedingungen sowie viele Best Practices für eine zukunftsorientierte, bewusste Geschäftsweise sprechen.

Quelle: Mackey, John and Raj Sisodia (2014): Conscious Capitalism – Liberating the Heroic Spirit of Business, Boston

 

MBS Prof. Dr. Christian Schmidkonz
Über Prof. Dr. Christian Schmidkonz 43 Artikel
Prof. Dr. Christian Schmidkonz ist Studiengangsleiter des Programms "Master International Business" an der Munich Business School. Seine Lehr- und Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Conscious Business, Happiness at Work sowie Wirtschaft in China und Taiwan. Christian Schmidkonz hält ein Diplom in Volkswirtschaftslehre von der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Er studierte Chinesisch an der Fu Jen Universität in Taiwan und ist Alumnus des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD). Nach Stationen am ifo Institut für Wirtschaftsforschung und bei der internationalen Unternehmensberatung Capgemini gewann er als Entrepreneur 2008 den vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie ausgeschriebenen Gründungswettbewerb „Multimedia“. Christian Schmidkonz wurde 2020 mit dem erstmalig vergebenen „MBS Teaching Award" ausgezeichnet.